Wenige Mitarbeiter – viele Kunden: Tafelarbeit läuft weiter auf Hochtouren
Vieles läuft über die zentrale Sammelstelle in Brunsbüttel / Kreis-übergreifende Zusammenarbeit auch für Glückstadt
Vorbereitungen zur Tafelausgabe in Glückstadt. (Foto: AWO BA)
Brunsbüttel/Glückstadt – Das Handy von Horst-Günther Scheer steht seit Beginn der Corona-Krise kaum noch still. Spender möchten Lebensmittel abholen lassen, Ausgabestellen fragen wegen der Verteilung der Ware an, gekühlte Ware muss dringend transportiert werden. Der Tafelkoordinator ist für viele haupt- und ehrenamtlich Mitarbeiter der „Fels in der Brandung“, der dafür sorgt, dass selbst in Notzeiten noch Nahrungsmittel an bedürftige Familien ausgegeben werden kann. „Wir dürfen die Menschen, die auch sonst schon wenig Geld zur Verfügung haben, gerade in der jetzigen Situation nicht im Stich lassen, sondern müssen helfen, so gut es die Umstände zulassen“, begründet Scheer sein Engagement. Das Einzige, dass er zurzeit ein wenig schleifen lässt, ist die ansonsten akribisch geführte Statistik.
Auch sonst sind die Tafeln der hoelp und der AWO Bildung und Arbeit (AWO BA) in Brunsbüttel, Glückstadt, Marne und Meldorf umorganisiert worden. Da keine Personen in Arbeitsgelegenheiten mehr dort tätig sein dürfen, ruht die gesamte Arbeit auf den Schultern der haupt- und ehrenamtlichen Kräfte der sozialen Organisationen. Sie fahren zu den Spendern und holen dort die Waren ab, die dann in Brunsbüttel in Tüten und Kisten gepackt und dann vor Ort, in Glückstadt oder Marne ausgegeben werden. Die Meldorfer Tafel hat hingegen genügend eigene Kapazitäten, um eigene Lebensmittelbeutel zu verpacken und kontaktfrei zu verteilen.
Geöffnet haben die Tafeln nur noch an ein oder zwei Tagen in der Woche. Da die Zahl der Kunden aber nicht kleiner geworden ist, kommen alle zu den Öffnungszeiten und die Menschenschlangen reichen zuweilen bis in die Straßen. „Wir achten sehr darauf, dass die Abstandsregeln eingehalten werden und haben auch entsprechende mehrsprachige Hinweisschilder aufgestellt. Letztendlich geht die Gesundheit immer vor“, berichtet Aurora-Margarita Bünning, die für die Tafel in Meldorf zuständig ist. Aus dem gleichen Grund werden zurzeit auch keine Tafelausweise mehr überprüft. Die sozialen Organisationen vertrauen darauf, dass sich nur berechtigte Personen vor Ort mit den benötigten Lebensmitteln eindecken und fairerweise auch den Beitrag von zwei Euro pro Einkauf in eine aufgestellte Box einwerfen.
Auch die Tafelmitarbeiter unterwerfen sich den nochmal verschärften Hygienevorschriften. Dabei wird nicht nur auf genügen Abstand geachtet, auch Handschuhe und Schutzmasken sind Vorschrift. Dennoch ist die Stimmung gut, wie auch Julia Duda zu berichten weiß. „Die Unterstützung, die Hilfe für die Menschen vor Ort ist jetzt wichtiger als jede Dokumentation oder bürokratische Vorgaben“, erklärt die Regionalleiterin der AWO BA für den Kreis Steinburg.
Martin Meers, Geschäftsführer sowohl der hoelp, als auch der AWO BA, freut sich über das Engagement der Mitarbeiter: „Alle machen einen hervorragenden Job und gehen dabei bis an ihre Grenzen. Nur dadurch können wir den Betrieb der Tafeln überhaupt aufrechterhalten und bedürftigen Familien weiterhelfen.“ Unterdessen gehen wesentlich mehr Lebensmittelspenden von Privatpersonen ein als vor der Corona-Krise. Um den Tafelkunden auch mit länger haltbaren Lebensmittel zu versorgen, also Konserven und Trockenware jeglicher Art, wurden in den vergangenen zwei Wochen acht Europaletten Lebensmittel zusätzlich zu den „normalen“ Lebensmittelspenden ausgegeben. Daher sind die Organisationen in Zukunft dringend auf Spenden von haltbaren Lebensmittel angewiesen, um die Vorräte bis Weihnachten wieder aufzufüllen, wenn es erfahrungsgemäß nicht so viel Frischware gibt.
Noch wichtiger sind zurzeit jedoch Geldspenden, um Mieten, Benzin, Hygienemittel und einiges mehr bezahlen zu können. „Wir freuen uns auch über kleine Spenden; sie helfen uns wirklich weiter“, erläutert Martin Meers. Wer für die Tafelarbeit spenden möchte, kann dies am besten über das Konto der hoelp vornehmen: hoelp gGmbH, Sparkasse Westholstein, Marne, IBAN: DE62 2225 0020 0049 0021 06, BIC: NOLADE21WHO.