„Gemeinsam stark für gute Pflege“
AWO und SoVD stellen auf Traditionssegler gemeinsame Jahreskampagne vor
Kiel/Neustadt - Auf einem Törn mit dem Traditionssegler „Johanne“ von Travemünde bis Neustadt haben die Arbeiterwohlfahrt Schleswig-Holstein (AWO) und der Sozialverband SoVD Schleswig-Holstein ihre bisherige Kooperation im Rahmen einer Vereinbarung bekräftigt. Gleichzeitig stellten sie ihre neue Jahreskampagne 2016 „Gemeinsam stark für gute Pflege“ vor.
„Als Wohlfahrtsverbände verstehen wir uns als Anwälte von Menschen in schwierigen Lebenslagen“, erklärten der AWO-Landesvorsitzende Wolfgang Baasch und der SoVD-Landesvorsitzende Wolfgang Schneider bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrages. „Deshalb ist es unser gemeinsamer Anspruch, fortwährend politische Positionen in die Gesellschaft zu tragen, aber auch konkrete Hilfsangebote zu machen.“
Im Mittelpunkt der Johanne-Fahrt stand die Fragestellung „Alt genug, um selbstbestimmt zu leben - aber gilt das auch für Menschen mit Pflegebedarf?“. AWO und SoVD diskutierten dabei mit Vertreterinnen und Vertretern der Kommunal- und Landespolitik, der Zivilgesellschaft, der Wohnungsbaugesellschaften sowie der Pflegewissenschaft und suchten gemeinsam nach Lösungsansätzen.„Der Fachkräftemangel und die aktuellen Weichenstellung in der Pflege, insbesondere das geplanten Inkrafttreten der zweiten Stufe des Pflegestärkungsgesetzes mit der Einführung eines neuen Pflegebegriffs, stellen uns vor große Herausforderungen“, erklärte Wolfgang Baasch. Deshalb fordern AWO und SoVD die Gesellschaft und Politik mit der Kampagne dazu auf, sich gemeinsam mit den Verbänden vor allem für drei Themen stark zu machen. „Wir wollen einen Branchentarifvertrag Soziales, in dem Löhne und Arbeitsbedingungen die Bedeutung des Pflegebereichs widerspiegeln“, unterstrich Baasch. Außerdem müssen die tatsächlichen Pflegebedarfe der Menschen fachlich fundiert erfasst werden, um eine mögliche Schlechterstellung der Pflegebedürftigen bei der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes unter allen Umständen zu vermeiden. Nicht zuletzt sei es wichtig, die Pflegeversicherung als Bürgerversicherung auszugestalten, damit die Finanzierung der Pflege nachhaltig, solidarisch und paritätisch erfolgen kann.
Um diese Themen von der Politik in die Bevölkerung zu tragen, ist im Rahmen der Kampagne insbesondere ein intensiver Bürgerdialog geplant. Eine erste Veranstaltung ist im kommenden Frühjahr 2016 geplant. Ergänzend dazu wird es Telefonaktionen geben.
„Mit ihrem professionellen pflegefachlichen Handeln stellen die zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege in Schleswig-Holstein eine hohe Pflegequalität sicher, wobei sie gleichzeitig zur Wirtschaftlichkeit der Dienste und Einrichtungen beitragen müssen“, erklärte Wolfgang Baasch nach der Ankunft der Johanne in Neustadt. „Eine weitsichtige und nachhaltige Arbeits- und Tarifpolitik ist dringend nötig, um die Pflege zukunftsfähig zu machen.“ Damit die Förderung von Selbständigkeit und Teilhabe in allen pflegerelevanten Bereichen des täglichen Lebens in den Mittelpunktgestellt wird, fordern AWO und SoVD schon lange die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs. Mit dem zweiten Pflegestärkungsgesetz will die Bundesregierung sowohl einen neuen Begriff auf den Weg bringen als auch die dazugehörigen Instrumente bis spätestens 2017 umgesetzt haben. „Dabei muss aber auch eine langfristige Absicherung der Menschen, durch eine Dynamisierung der Leistungen umfassend berücksichtigt werden“, forderte Wolfgang Schneider vom SoVD. „Es ist wichtig sicherzustellen, dass Menschen nicht erneut auf Leistungen der Sozialhilfe zurückgreifen müssen, wenn Sie einen Pflegebedarf haben. Pflege darf nicht zu Armut führen.“